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Buch von C.G.Jung: 'Psychologie und Erziehung'

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Zürich, 03.01.2023, 18:38 Uhr
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Buchvorderseite von C.G.Jungs Buch 'Psychologie und Erziehung', © Rascher Verlag Zürich, 1946

Zürich [ENA] Das Buch 'Psychologie und Erziehung' des schweizer Psychologen Carl Gustav Jung (1875-1961) bietet dem Leser eine zutiefst geistvolle, thematisch abwechslungsreiche und immer wieder überraschende Lektüre. Die Abhandlungen sind ganz sicher nicht nur für Eltern und Pädagogen aufschlussreich, sondern für jeden, der u.a. mehr Einsichten in die Kinderpsychologie und damit indirekt auch Selbsterkenntnis erlangen möchte.

'Psychologie und Erziehung' von Carl Gustav Jung (1875-1961) in der Auflage von 1946 ist 203 Seiten stark und in drei Teile gegliedert: I. Analytische Psychologie und Erziehung (Drei Vorlesungen), II. Konflikte der kindlichen Seele, III. Der Begabte. Das Buch ist nicht nur für Erzieher interessant, was Jung selber in der Bemerkung zum Ausdruck bringt: "Es kommt nicht darauf an, dass die Eltern keine Irrtümer begehen - das wäre menschenunmöglich - sondern, dass sie dieselben als solche erkennen. Nicht das Leben soll angehalten werden, sondern unsere Unbewusstheit; in erster Linie die des Erziehers, d.h. die eigene, denn jeder ist Erzieher seines Mitmenschen zum Guten oder zum Bösen".(1)

Um Ihnen Lust zu machen auf die inhaltlich mannigfaltige Lektüre, in der diverse psychologische (psychosomatische), philosophische und naturwissenschaftliche Fragestellungen behandelt werden, habe ich nachstehend einfach mal zwei sehr scharfsinnige und beeindruckende Zitate aus dem sehr lebendig und anschaulich verfassten Büchlein ausgewählt, welche Sie einladen sollen, später selbst weiter zu suchen und zu forschen... "Die verdrängte Ursache des Leidens hat aber außer der Erzeugung einer Neurose noch andere Wirkungen: sie strahlt geheimerweise auf die Umgebung aus und infiziert, falls Kinder vorhanden sind, auch diese. So werden neurotische Zustände, wie ein Atridenfluch oft durch Generationen weiter geschleppt."(2)

"Die Infektion der Kinder geschieht indirekt, indem diese instinktiv eine Stellung gegenüber dem elterlichen Geisteszustand beziehen [...] In beiden Fällen sind sie gezwungen, das zu tun, zu fühlen und zu leben, was sie nicht sind, sondern die Eltern. Je 'eidrucksvoller' die Eltern sind, und je weniger sie sich ihrer eigenen Problematik (oft direkt um der Kinder willen!) annehmen, desto länger und desto mehr haben die Kinder das nichtgelebte Leben der Eltern zu tragen und das zwanghaft zu erfüllen, was diese verdrängt und unbewusst gehalten haben."(3)

"So wichtig es ist, dass ein Mensch seinen Lebensunterhalt verdienen und womöglich eine Familie ernähren kann, so hat er damit doch nichts erreicht, was den Sinn seines Lebens erfüllt. Er wird nicht einmal seine Kinder richtig erziehen können und damit sogar die Brutpflege, ein unzweifelhaftes biologisches Ideal, vernachlässigen. Ein geistiges Ziel, das über den bloß natürlichen Menschen und seine weltliche Existenz hinausweist, ist unbedingtes Erfordernis für die Gesundheit der Seele; denn es ist der archimedische Punkt, von dem aus allein die Welt aus den Angeln gehoben und ein natürlicher Zustand in einen kultürlichen verwandelt werden kann."(4)

Da es sich bei dem Buch 'Psychologie und Erziehung' (1946) um eine antiquarische Auflage handelt, lässt es sich in dieser Form nur gebraucht, online oder in einem Antiquariat, kaufen. Sollte der alte Druck nicht auffindbar sein, so besteht die Möglichkeit, manche Texte aus 'Psychologie und Erziehung' in der Neuauflage von 'C.G.Jung. Gesammelte Werke. Über die Entwicklung der Persönlichkeit. Band 17. Patmos Verlag 2021' zu erwerben.

(1) C.G.Jung, Psychologie und Erziehung, Analytische Psychologie und Erziehung, I. Vorlesung, Zürich 1947, S. 31. (2) C.G.Jung, Psychologie und Erziehung, Analytische Psychologie und Erziehung, I. Vorlesung, Zürich 1947, S. 28. (3) C.G.Jung, Psychologie und Erziehung, Analytische Psychologie und Erziehung, I. Vorlesung, Zürich 1947, S. 29. (4) C.G.Jung, Psychologie und Erziehung, Analytische Psychologie und Erziehung, II. Vorlesung, Zürich 1947, S. 40f.

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