Sonntag, 28.04.2024 01:06 Uhr

ProWein 2024 - Mehr als Wein

Verantwortlicher Autor: Rainer Welker Düsseldorf, 25.03.2024, 14:09 Uhr
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Meiningers ISW-Bar
Meiningers ISW-Bar  Bild: Rainer Welker

Düsseldorf [ENA] Die Prowein in Düsseldorf, in diesem Fall 2024, ist in der Hauptsache eine Weinmesse. Aber auch die Spirits und Craftbiere haben dort 2 Hallen belegt und sind daher eine eingehende Betrachtung wert. Eine Presse Führung unter der Leitung von Jürgen Deibel.

Wer das Vergnügen hat an einer Führung von Jürgen Deibel, seines Zeichens professioneller Spirituosenberater, teilzunehmen wird dies so schnell nicht vergessen. Beinamen wurden ihm schon zahlreiche angehängt, Whisky-Pabst, Spirituosenguru, oder die offiziellen, Cognac Educator, Sherry Educator. Um aus jeder Kategorie nur 2 zu nennen. Der gelernte Diplom-Chemiker ist einfach ein wandelndes Lexikon zum Thema „geistige Getränke“. Auf geht’s zur Runde durch die Hallen 5 und 7 der „Prowein“. Hat die Halle 5 (Bericht 1-4) noch das klassische hohe Hallenformat, taucht man beim Betreten der Halle 7 (Bericht 5-8) schon auf Grund der niedrigen Deckenhöhe in eine Baratmosphäre ein. Dies ist inspirierend und erzeugt eine Vorfreude auf das was kommt.

1. Orendain Dest. Tequila Die Geschichte der Orendain Destileria beginnt im Jahr 1926 durch ihren Gründer Don Eduardo Orendain. Im Prinzip ist jeder Tequila ein Mezcal, aber nicht jeder Mezcal ein Tequila. Der Unterschied, Tequila ist ein Agavenschnaps der ausschließlich aus der blauen Agave hergestellt wird und er darf ausschließlich im Bundesstaat Jalisco, rund um die namensgebende Kleinstadt Tequila, erzeugt werden. Tequila kommt immer aus Mexiko und ist gesetzlich geschützt. Meist stammt er aus großen Destillerien und wird weltweit vermarktet.

Die Herstellung hat ihre Besonderheiten. Zur Herstellung von Mezcal können nur die Agavenherzen verwendet werden. Die Agave ist danach „abgeerntet“ und muss neu gepflanzt werden. Der Zucker in den Agaveherzen ist nur verwertbar, wenn die Herzen 3-5 Tage gegart werden. Dies kann traditionell in Erdgruben über heißen Steinen oder industriell in großen Autoklaven, eine Art Schnellkochtopf in ein paar Stunden geschehen. Mehr dazu im Bericht über Mezcal.

Orendain stellt seine Produkte auf traditionelle Weise in verschieden Geschmacksstufen her, die sich in Reifezeit und Fasslagerung unterscheiden. Der klare “Blanco“ der 2-3 Monate gelagert ist. Ihm folgt der leicht Goldene „Reposado“ der 6-12 Monate in französischer Weißeiche reift und in der Nase Agave und Holz zeigt. Die nächste Qualitätsstufe stellt der „Anejo“ dar. Amberfarben bis Bernsteinfarben, mit Schokolade und Kaffee in der Nase. Die Reifezeit in der Weißeiche liegt bei ca. 18 Monaten. Die Spitze mit Lagerung im Holz von min. 3 Jahren stellt der „Extra Anejo“ dar. Auch hier stellen Schokolade und Kaffee die Geruchssinne auf die Probe.

2. Hine Cognac Die Geschichte der Cognac Brennerei Hine reicht weit zurück. Im Jahre 1791 verließ der sechzehnjährige Thomas Hine seine Heimat Grafschaft Dorset, England, um sein Glück in Frankreich zu suchen. Er entschied sich für die Region Cognac, möglicherweise weil sich seine Familie, die an der Südküste wohnte, am Cognac-Schmuggel beteiligte. Während der Französischen Revolution wurde er als Spion festgenommen. Nach seiner Freilassung heiratete er Françoise Elisabeth, deren Vater ein Cognac-Unternehmen in Jarnac besaß. Er wurde im Unternehmen aktiv und widmete sich sein restliches Leben diesem Wirtschaftszweig.

Im Laufe der Jahre brachte er die Kunst der Cognac-Herstellung auf ein neues Niveau und entwickelte das Unternehmen unentwegt weiter. 1821, ein Jahr vor seinem Tod, gab er dem Unternehmen den bis heute gültigen Namen Thomas Hine & Co. Das Haus Hine, wo mittlerweile die sechste Familiengeneration Cognac herstellt, steht bis heute an den Ufern des Flusses Charente. Das Portfolio ist groß und reicht vom klassischen VSOP für 55,-€ über Jahrgangs Brandweine für 500-1000,-€ bis zu absoluten Raritäten wie dem „Talent“. Einem Cuvée bei dem 50 verschiedene und über 100 Jahre alte Cognac vermählt wurden für über 10.000,-€.

3. Korea Cocktail Andong Soyu Andong Soyu, eine der drei berühmtesten Spirituosen Koreas, ist ein 700 Jahre alter traditioneller Likör (bei uns nennt man das eher Schnaps), dessen Herstellung seit der Goryeo-Dynastie weitergegeben wird. Es ist ein reiner Reis/Getreideschnaps, der mit gutem Wasser und Reis aus der Region Andong hergestellt und lange gereift wird. Zur Popularisierung sind auch 35% und 22% Produkte erhältlich. Hergestellt wird zunächst ein Reiswein aus gedämpftem Reis, getrocknetem Starter-Fermentation auf Weizenbasis und Wasser.

Nach der Gärung und Reifung des Reisweines wird dieser zwischen 45% und 48% gebrannt und lange gelagert. Das Brennen erfolgt in traditionellen Koreanischen Brennblasen. Die Brennerei „Menge Craft Destillery“ brachte, inspiriert von der Jahrhunderte alten Tradition 2018 ihren ersten Soju „Jinmaek 40“ auf den Markt. Insgesamt umfasst das Portfolio heute 5 Brände. Jüngstes Product, erst 2022 auf den Markt gekommen und bereits ausverkauft ist der „Poet´s Rock“. Er lagert 3 Jahre in Eichenfässern. Die nächste Charge ist 2024 zu erwarten. Ein hervorragender Soju, der das warten lohnt.

4. Rum aus Mauritius Nicht nur auf den Karibikinseln wird Rum hergestellt, sondern auch auf Inseln im Rest der Welt. Man nehme nur einmal Mauritius, einen Staat im Indischen Ozean, der sowohl von Afrika als auch von Asien recht weit entfernt ist. Dort führten die Briten einst das Zuckerrohr und die Plantagenwirtschaft ein. Die Herstellung von Rum folgte auf dem Fuße. Sie hat in den letzten Jahren eine Art Boom erlebt, sodass einige der Marken den internationalen Durchbruch schafften.

Dazu gehört der vielversprechende Oaks & Ames Mauritius White Rum. Bei unserer Messestandvisite ging es nicht um reinen Rum, sondern ein in der Pandemiezeit entwickeltes Produkt den „Mauritius Sundowner“. Schick kommt die Flasche in ihrem Sekflaschenstyle mit Agraffe und ihrem hellblauen Etikett das eine rote untergehende Sonne und eine Möwe zeigt. Das Produkt fällt in die Kategorie Ready to drink. Oft mit RTD abgekürzt, verbergen sich hinter dieser Kategorie Getränke mit einem sehr niedrigen Alkoholgehalt, die von Cocktails und Longdrinks inspiriert wurden.

Vorgemixt und trinkfertig, machen sie es zum Kinderspiel, sich einen leckeren Aperitif oder Drink zu gönnen. Der moderne Oaks & Ames Mauritius Sundowner Aperitif macht insbesondere im Sommer vor dem Essen Spaß. Als milder Charmeur voller Exotik spricht er sowohl Einsteiger als auch Kenner und sowohl Männer als auch Frauen an. Angeboten wird er in 3 Geschmacksrichtungen. Rum meets Tonic verfeinert mit einer Aromakomponente.

5. Le Barteleur (RTD) Man muss sich schon auf der Internetseite von Le Barteleur umschauen um hinter den Markennamen zu schauen. „Der Bateleur", Galionsfigur und erste Karte des Tarot de Marseille. Ich existiere und biete meine Einweihung seit der Antike an. Mein Name und mein Bild haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Manche nannten mich den Alchemisten, den Illusionisten, den reisenden Magier, den Handwerker, da ich sowohl flüssige als auch feste Materialien und Aromen beherrsche.

Meine Geschicklichkeit hat auch meinen Ruf als Zauberkünstler für meine Taschenspielertricks in der Öffentlichkeit und die Leichtigkeit, mit der ich Dinge bewegen kann, begründet. Mein scharfer Verstand ist ständig auf der Suche nach Empfindungen. Ich werde zum Barteleur, einem Barkeeper zu Hause, der Cocktails kreiert. Heute bin ich der Barmann, der Barkeeper, der Schöpfer neuer Kombinationen. Ich stehe hinter neuen schmackhaften Zubereitungen.

Ich lanciere Ideen und setze sie in echte Projekte und Geheimrezepte um.“ Nicolas Varnier und Philippe Di Méo sind die Magiere die hinter den RTD Drinks stehen. Auch hier ist die Idee, vor allem Hotels und der Gastronmie die sich keinen professionellen Barkeeper leisten können lecker Cocktails anzubieten. Aus der Flasche direkt ins Glas, ein bisschen Deko ggf. noch einen Schuß Sahne und fertig ist ein Cocktail der auch dem anspruchsvollen Gaumen gerecht wird. Aktuell erhältlich sind 7 verschiedene Cocktails erhältlich. Mai Tai, Hanky Panky, Manhatten, Negroni, Margarita, Espresso Martini und Porn Star Martini.

6. Susse Lagerkornbrennerei Westfalen Das Unternehmen über sich selbst und seine Wurzeln: „Das Branntweinmonopol von 1918 und die damit einhergehende Produktion von massentauglichem Industriealkohol hat auch unseren Familienbetrieb maßgeblich verändert: Durch den starken Absatzrückgang auf dem deutschen Markt mussten viele Brennereien um das Überleben kämpfen – so kurzzeitig auch unsere Brennerei im Jahre 1985. Der heutige Inhaber Rüdiger Sasse, zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 16 Jahren alt, stand vor den Trümmern seiner 300-jährigen Familien- und Firmentradition.

Manche würden es Rastlosigkeit nennen, mit der Rüdiger Sasse ab diesem Zeitpunkt – frei von alten Denkmustern und Handlungsweisen – nach neuen Zukunftsperspektiven suchte. Nicht für sich, sondern für die Feinbrennerei, die der Stolz vieler Generationen in Schöppingen war. Glück, Zufall und Bestimmung: Der Nikolausabend im Dezember 1987 änderte einfach alles. An diesem Abend stieß Rüdiger Sasse auf eine Flasche Korn, die von Urgroßvater Theo Sasse destilliert wurde. Es war ein vielschichtiger, geschmackvoller Korn und die Geburt des Lagerkorn®“.

Für ihren Lagerkorn bestreiten sie einen ungewöhnlichen Weg. Ein Dreiklang aus einer besonderen Malz Getreide Kombination, gepaart mit einer "Genialen Becker" Destillation (Die Kupferschmiede Becker aus Beckum schuf im 19. Jahrhundert Stills, wie es sie nie wieder gegeben hat), sowie der mindestens vier jährigen Reife in edlen Barriques, in denen vorher Cognac reifte, machen ihn so besonders.

Für die Vermählung werden bis zu 50 Barriques aus drei verschiedenen Alterskategorien verkostet. So verleihen sie ihm seine komplexe und elegante Struktur. Das Portfolio ist riesig. Aus 5 Getreidesorten entstehen hier unglaubliche Kompositionen. Vom ungelagerten „Klaren“, was nicht respektlos klingen soll und darf, bis zum 6 Jahre in 3 verschiedenen Fässern gelagerten „Atlantik Finish“ bleiben keine Wünsche und Vorstellungen offen.

7. Psenner Südtiroler Whiskey und Grappa Eher unscheinbar wirkt der der Stand der Psenner Destillerie. Zu Hause bei der Nachrecherche im Internet offenbart sich eine große, hochmoderne Brennerei. Die Wurzeln lagen in der Grappa Produktion bedingt durch den Tresteranfall bei den umliegenden Winzern. Ihm folgten Obstbrände, Liköre und Whiskey. Beim Grappa dominieren neben anderen Gewürztraminer, Müller Thurgau, Lagrein und St.Magdalener der 18 Monate im Holzfass reift und Gold bei der ISW Prämierung erhalten hat. Die 3 Whisky Linien leben von der Lagerung in Grappa, Gewürztraminer bzw. Amaronefässern. Die Obstbrände bilden das komplette Kern- und Steinobst Angebot sowie Haselnuss, Himbeere und Vogelbeere ab. Allesamt sensorische Hochgenüsse

8. San Cosme – Mescal Nochmal zum Satz aus dem Bericht über Tequila: Im Prinzip ist jeder Tequila ein Mezcal, aber nicht jeder Mezcal ein Tequila. Die Unterschiede sind vielfältig. Zunächst die Art der Agave Pflanze. Beim Tequila nur die blaue Agave. Beim Mezcal bietet die Verwendung unterschiedlicher Agaven einen vielfältigen Geschmack. Die für Mezcal verwendeten Agaven werden häufig noch von kleinen Landwirten angebaut und stammen nicht aus Monokulturen. Die Herstellung von Mezcal ist aufwändig. Nach der Ernte der Agavenherzen müssen diese ungefähr drei bis fünf Tage gegart werden, damit der in den Agaven enthaltene Zucker für die spätere Fermentation verfügbar wird.

Bei Mezcal kommen für das Garen, anders als bei Tequila, noch häufig die traditionellen Palenques (Erdgruben) zum Einsatz. In den Palenques werden die Agavenherzen über heißen Steinen langsam gegart und erhalten ein charakteristisches rauchiges und erdiges Aroma. Beim Mezcal wird traditionell kein Zucker und keine Hefen zugefügt. Tequila hingegen gibt es auch als Mixto mit bis zu 49% Zucker. Mezcal wird mind. zweimal destilliert um die Alkoholausbeute zu erhöhen. Den San Cosme, bestimmt seine klare Farbe, der leicht rauchige, erdige Geruch und der Geschmack nach Agave und Kräutern.

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