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Suzanne Duchamp. Retrospektive

Verantwortlicher Autor: Kurt Lehberger Frankfurt am Main, 13.10.2025, 06:18 Uhr
Fachartikel: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 5270x gelesen
Ausstellungsansicht Schirn Kunsthalle Frankfurt
Ausstellungsansicht Schirn Kunsthalle Frankfurt  Bild: Kurt Lehberger

Frankfurt am Main [ENA] Die Schirn widmet Suzanne Duchamp (1889–1963) vom 10. Oktober 2025 bis zum 11. Januar 2026 die weltweit erste umfassende Einzelausstellung in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich. In der ersten Ausstellung in Halle 1 des neu bezogenen Gebäudes werden über 80 Werke gezeigt.

Suzanne stand oft im Schatten ihrer Künstlerbrüder Jacques Villon, Maler und Grafiker, Raymond Duchamp-Villon, Bildhauer, und Marcel Duchamp, Maler, Bildhauer und Autor und ihres Ehemanns Jean Crotti. Sie sollte nun als eigenständige Künstlerin wahrgenommen werden. Die Ausstellungen in den letzten Jahren würdigen ihr eigenständiges. kreatives Schaffen und ihr Beitrag in den 1910er- und 1920er-Jahren zur Entwicklung des Dadaismus. Die Retrospektive zeigt rund 80 Werke. Es sind experimentelle Collagen, figurative Darstellungen, abstrakte Gemälde, Fotografien und Drucke. Das künstlerische Schaffen von Suzanne Duchamp lässt sich am besten chronologisch darstellen. So geschieht es auch in der Ausstellung.

In ihren frühen Werken erkennt man Stile, die vom Intimismus und Fauvismus (Kunstrichtung abgeleitet von den “Raubtieren“, es wurden kräftige Farben wild zusammengetragen) bis zum Impressionismus und einem konservativen Kubismus reichen. Ihre Motive waren häufig Familien- und Kindheitsszenen aus der Umgebung von Rouen, wo sie geboren wurde. Sie gilt als Puteaux-Kubistin. Ihre Bilder enthalten die typischen Formen des Kubismus, wurden aber weniger stark eingesetzt als bei Pablo Picasso oder Georges Braques. Ein Bildbeispiel ist “Junges Mädchen mit dem Hund“, 1912. Puteaux war ein Vorort von Paris, heute ist es La Défense, das Industrieviertel, das die meisten Hochhäuser in Paris beherbergt. Hier hatte ihr Bruder Marcel ein Atelier.

1916 lernte Suzanne Jean Crotti kennen, einen Künstler, der im selben Atelier wie Marcel arbeitete. In dieser Zeit erlebte sie ihre Kreativitätsphase und schuf einige ihrer besten Werke. Sie malte „Un et une menacés“ („Ein Bedrohter und eine Bedrohte“). Das Bild enthält die mechanische Symbolik des Industriezeitalters und echte Maschinenteile und fügte sich damit hervorragend in die Dadaismus-Bewegung ein. Eines ihrer bemerkenswertesten Werke ist „Multiplication Broken and Restored“ (Multiplikation zerbrochen und wiederhergestellt) aus dem Jahr 1919. Die Komposition enthält eine dadaistische Bildsprache mit von Menschenhand geschaffenen Objekten und einen Turm in einer Stadtlandschaft.

Ab Mitte der 1910er-Jahre schuf sie mit poetischen Inschriften und geometrischen Formen eine für den Dadaismus einzigartige, subtile Bildsprache. Wie viele Dada-Werke verbinden auch die Arbeiten von Suzanne Duchamp Malerei, Collage und Sprache. Im ersten Weltkrieg brach die Ordnung zusammen. Die Dadaisten*innen wendeten sich gegen den Krieg, den Nationalismus und das Establishment und schufen diese neue kulturelle Bewegung.

Nach Kriegsende, im Jahr 1919, heirateten Suzanne Duchamp und Jean Crotti (1878–1958) in Paris. Als Hochzeitsgeschenk schickte Marcel ihnen eine Anleitung für ein Readymade, bei dem ein Geometriebuch auf den Balkon aufgehängt und vom Wind und Regen nach und nach beschädigt und transformiert werden sollte. Das Ergebnis ist das Bild „Marcel's Unhappy Readymade“, das das Geometriebuch zeigt, das sie von ihm geschenkt bekommen hatte und das durch Wind und Wetter deformiert wurde. Suzanne Duchamp drehte Suzanne das Bild um, so dass es auf dem Kopf steht. Ein Readymade ist ein gewöhnlicher Gegenstand, der durch die Tat des Künstler*in zum Kunstwerk ernannt wird.

Im zweiten Weltkrieg malte sie Landschaften und Stillleben. In den Landschaften sind dunkle Baumgruppen an den Bildrändern zu sehen, was als eine Widerspiegelung der dunklen Zeit des Krieges interpretiert werden kann. Ihr Bruder Raymond Duchamp-Villon starb im ersten Weltkrieg als Sanitätsoffizier der Armee an Typhus. Sie malte sich oft in ihrer Künstlerinnenlaufbahn, die sich über 50 Jahre erstreckt. In dem Selbstporträt aus dem Jahr 1922 zeigt sie sich als eine moderne, elegante, dezent geschminkte Frau mit kurzem Haar. Ein Hinweis auf die Neue Sachlichkeit, die sich nach Dada entwickelte. Viele Bilder zeigen Humor, Rätselhaftigkeit und ironische Anspielungen. Ein sehr gutes Beispiel ist das Bild die Hochzeit.

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