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Friedensgläubigkeit statt Waffengläubigkeit

Verantwortlicher Autor: Ekkehart Nupnau Rostock, 22.03.2024, 21:04 Uhr
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Rostock [ENA] Wir müssen wieder wach werden. Wir stehen hier vor dem Grauen des Ersten Weltkrieges. Der Leiter der Rostocker Kunsthalle Dr. Jörg-Uwe Neumann mahnte bei der Eröffnung der Ausstellung 1914/1918 - Damals nicht, jetzt nicht, niemals ! vor den bedrohlichen Szenarien der Gegenwart - im Angesicht von 31 Holzblöcken, die von 31 Künstlern gestaltet wurden. Das Besondere: das Holz stammt aus Eichen der ehemaligen Front.

Die 31 Künstler sind alle von internationalem Rang. Von Deutschland ist Günther Ücker mit seinem Werk "Nägel auf Holz" dabei. Aus den ursprünglich 31 Holzblöcken sind ganz unterschiedliche Kunstwerke entstanden. Der neuseeländische Künstler David Mc Cracken hat den Quader zu Holzwolle verarbeitet und eine bomben-förmige Skulptur darauf gebettet. Jana Zelebiskàs aus Tschechien vereint in einer Skulpturengruppe verdörrtes Holz, Rabenfiguren und einen metallenen Totenschädel zu einer Allergie auf den Tod. Dieses mahnende, ergreifende Kunstprojekt wurde 2018 - hundert Jahre nach dem Waffenstillstand im Eisenbahnwaggon im Wald von Compiegne in Frankreich - von Volker-Johannes Trieb geschaffen. Letztmals ist das Projekt in Rostock zu erleben.

Hans-Gert Pöttering , Helmut Kemper und Dr. Neumann
Andächtiger und konzentrierter Blick auf das Ausstelluingsthema
Günther Ueckers Objekt - ohne Worte - dafür vielsagend

Mit dabei ist auch der ukrainische Künstler Aljoscha, der einen pinkfarbenen, Aufmerksamkeit erregenden Beitrag ausstellt. Den Holzquader hat er verbrannt und den Rauch aufgefangen. In einem Plexiglascubus sind die Schwaden gefangen, schweben teilweise federleicht im Raum direkt im Blickfeld des Ausstellungsthemas. Aljoscha wurde vor 50 Jahren in Losowa in der Ukraine geboren. Er besitzt eine doppelte Staatsangehörigkeit und ist weltweit bekannt für seine konzeptionellen Installationen basierend auf den Ideen des Bioismus. Erfreut war er nicht nur über den Beifall für sein Werk, sondern auch über die gesprochenen Worte. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D. Es sei unsere Pflicht die Ukraine zu unterstützen.

Andächtige Ruhe, ängstliche Gedanken -gepaart mit Hoffnung
Projekt von Volker-Johannes Trieb " Vision of Peace"
Mit vielen Gedanken dabei - der ukrainische Künstler Aljoscha

Hans-Gert Pöttering - Schirmherr der Ausstellung - sah die Europäische Einigung gefährdet. Wir sind friedlich und greifen niemand an. Die Europäische Union gründe sich auf Freiheit und Frieden. Nicht die Macht habe das Recht, sondern das Recht habe die Macht. Kunsthallenchef Dr. Neumann sprach von "sinnlosem Abschlachten" . Deswegen sei diese Ausstellung wichtig und sehr bewegend. Engagiert appellierte Neumann, wir müssten wieder wach werden. Friedensgläubigkeit statt Waffengläubigkeit seien gefordert. Helmut Kemper sprach in Vertretung von Volker- Johannes Trieb, dem Initiator des Ausstellungsprojektes. Er berichtete von einer Begegnung mit dem russischen Vize-Kulturminister 2016 und lud Russland zur Teilnahme ein. " Ja, ohne Ukraine!"

Der ukrainische Künstler Aljoscha(links) und Helmut Kemper

Kemper erinnerte an Worte Günther Ueckers. Kunst könne die Menschen nicht retten. Jedoch eröffne die Kunst, in ihrem Kern, einen Dialog. Aus diesem Dialog ergebe sich ein Handeln, das die Menschheit zu bewahren imstande sei. Uecker sprach auch von Visionen, die der Kunst entwachsen. Unsere Vision sei der Frieden - der Weltfrieden sogar. Viele glaubten nicht an ihn. Das sei fatal. Denn es sei eine sich selbst erfüllende Prophezeiung- Glauben wir nicht an ihn- erreichen wir ihn nie.

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