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Zaster, Kohle, Stütz, Moos & Chlütter

Verantwortlicher Autor: Ronaldo Goldberger Romanshorn TG, 09.11.2022, 11:06 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Politik +++ Bericht 6432x gelesen

Romanshorn TG [ENA] Spätestens wenn Wertpapiere im Müll vermodern, hat ein System ausgedient. Wird die nächste Generation noch mit händisch transferierbaren Banknoten und Münzen aufwachsen? Hat die Numismatik überhaupt eine Zukunft? Wann hat es bei Ihnen zum letzten Mal in der Hosentasche vernehmlich geklingelt? Wie viele Noten zückten Sie letzthin mit entwaffnendem Genuss, indem Sie sie aus dem engen Verliess Ihres Jacketts befreiten?

Weniger und weniger Zeitgenossen bespielen haptische Dunkelkammern, in denen sich ihre materiellen Reichtümer anhäufen. Man wuchtet in nonchalanter Schnippigkeit eine materiell wertlose Plastikkarte aus dem Portemonnaie oder twintet - zumindest in der Schweiz - vom eigenen Kontokorrent ins digitale Vorgärtchen der von Ihnen beglückten Leistungserbringer oder mit einer Liebesgabe Verwöhnten.

Die Zeiten ändern sich rasant, denn das Ungetüm einer koordinierten Währung namens CBDC (Central Bank Digital Currency) steht in den Stiefeln. Es ist kein Füllhorn, das über die Erdenbürger ausgeschüttet werden soll, sondern ein immaterielles Hirngespinst von Vordenkern und Chefkoordinatoren des digital-finanziellen Komplexes, das weltweit immer mehr an Fahrt aufzunehmen scheint.

Die sogenannten Wallets beinhalten dann Ihr gesamtes Vermögen, über das Sie allerdings - sollte je aufgrund eines Zusammenbruchs der internationalen Finanzsysteme Ihnen ein unbedingtes Grundeinkommen konzediert werden - nur in dem Masse verfügen können, wie Sie sich sozial verlässlich gemäss Vorgaben jenes Regimes, unter dessen Fuchteln Sie die Qual zu leben haben, verhalten.

Vorläufig sind wir noch nicht so weit, doch die Warnzeichen, dass es dereinst, in überschaubarer zeitlicher Ferne, zur dystopischen Neuausrichtung kommt, sind unübersehbar. In Deutschland gibt es bereits Banken, die jeglichen Bargeldverkehr mit der Kundschaft eingestellt haben, schleichend werden Bankomaten entfernt, gewisse Läden und Festivals arbeiten nur noch mit digitalem Gegenwert, selbst Postautolinien und öffentliche Gebühren-WCs gesellten sich mittlerweile zur vermeintlich fortschrittlichen Methode der Vereinfachung des Geldverschiebens.

Jüngere Semester sind nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren, sondern mit viereckigen Wertkarten. Sie sind denn auch die ersten im Bunde, für die die Abschaffung klingender Münzen oder raschelnder Banknoten keinerlei negative Spuren hinterlassen. Ältere Semester sind zum Teil überfordert mit den jeweils neusten Systemtücken und laufen Gefahr, sich von der sich rasant entwickelnden Technologie abzukoppeln.

Doch die Inkraftsetzung teilweise seltsamer Methoden von Verschmelzung von Mensch und Maschine - der zwischen Daumen und Zeigefinger implantierte „Kreditkarten-Chip“ ist nur ein Beispiel hierzu - lässt sich kaum stoppen, weil die Akzeptanz ganzen Berufsschichten künftig förmlich aufgezwungen werden dürfte. Denken Sie nur an die digitalen Verschlussvorrichtungen, die punktgenau vorgeben, wem wo in einer Unternehmung Zutritt zu einem Arbeitsplatz oder einer Lagerhalle gewährt wird. Ohne Akzeptanz oder zumindest Duldung dieser Utensilien bleiben Sie aussen vor.

Und ohne getreues Nachvollziehen des von den jeweils massgeblichen Institutionen vorgegebenen Verhaltenskodexes wird dereinst sogar die Wahl eines Produkts, das Ziel einer Reise, das Zusammentreffen mit Leuten Ihres Vertrauens - bref: Ihre Bewegungsfreiheit im geographischen und mentalen Sinne - drastisch eingeschränkt. Ein Lichtschein vor der Lichtschranke mit den rot aufschimmernden Verbotstönen Ihres Mobiltelefons ist die derzeit im Sammelstadium von Unterschriften befindliche Bargeldinitiative der Freiheitlichen Bewegung Schweiz (FBS), die per Volksabstimmung eine verfassungsmässig garantierte Schweizer Währung mit Münzen oder Banknoten anstrebt.

Vielleicht werden dereinst augenzwinkernd bloss noch Schweizer Staatsbürger mit wahrem Bargeld ihre Käufe tätigen dürfen. Momentan wurden bereits 102’000 Unterschriften gesammelt. Normalerweise sammelt man 20’000 Unterschriften mehr als die erforderlichen 100’000, um sicherzugehen, dass das erforderliche Quorum auf der Basis nachgewiesener Unterschriftsberechtigung zustande kommt. Nach Ablauf der Sammelfrist am 17. Februar 2023 wird sich herauskristallisieren, ob vielleicht dereinst die Schweiz zur weltweit einzigen CBDC-freien Insel auf unserem Planeten mutieren könnte.

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