Donnerstag, 28.03.2024 16:22 Uhr

"Nicht Militärlogik, sondern ein neuer Wille zum Frieden"

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Tübingen, 19.11.2022, 17:45 Uhr
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Peace-Fahne mit Textzug. Tübingen, 19.11.2022
Peace-Fahne mit Textzug. Tübingen, 19.11.2022  Bild: Sergej Perelman

Tübingen [ENA] Ca. 200 Menschen versammelten sich in Tübingen dem Aufruf mehrerer Friedensinitiativen unter dem Motto: "Stoppt das Töten in der Ukraine!" folgend. Die Kernforderungen waren der Stopp der Waffenlieferungen, die Rückkehr an den Verhandlungstisch und ein Ende der Aufrüstung Deutschlands.

Gefängnisdekanin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Susanne Büttner, Mitunterzeichnerin der Stellungnahme "Christen sagen Nein zu Waffenlieferungen und Aufrüstung", unterstrich in ihrer Rede, dass aus der Sicht der Unterzeichner die Politik der Abrüstung der vergangenen Jahrzehnte kein Irrtum gewesen sei. "Eine Welt ohne Waffen und Krieg muss das Ziel jeglicher Bemühungen, vor allem christlicher Friedensethik bleiben", fügte Büttner hinzu und betonte anschließend, dass die Botschaft Jesu nicht mit einer Politik der Aufrüstung in Einklang zu bringen sei. Zudem meinte die Dekanin, Waffenlieferungen würden einen grausamen Krieg nur befeuern und verlängern.

"Dieser Krieg trägt die Gefahr atomarer Katastrophen und des 3. Weltkrieges in sich. Weltweite Folgen wie Hungersnöte und noch unübersehbare Wirtschaftskrisen fordern ungezählte weitere Opfer auf lange Zeit", setzte Büttner ihre Rede fort und stellte weiter fest, dass nur die Rüstungsindustrie von Hochrüstung profitiere in Form von Milliardengewinnen. Die Dekanin monierte das 100-Mrd.-Sondervermögen Militär und Rüstung, denn es seien Ressourcen, die in anderen wichtigen Aufgaben-bereichen für eine Wende in der Gesellschaft fehlen würden. Als Ziel der deutschen Außenpolitik formulierte Büttner das Konzept vom "Gemeinsamen Haus Europa". "Es ist unerträglich, wie unsere Außenministerin davon spricht, Russland ruinieren zu wollen!"

"Nicht nur für Christinnen und Christen eine absolute Grundlage: das Gebot 'Du sollst nicht töten!' bleibt für uns unaufhebbar", ergänzte Büttner und ging abschließend auf Konzepte und Erfahrungen des gewaltfreien Widerstands ein: "Die Stadt [sic Cherson] ist aber deshalb unzerstört geblieben, weil die lokalen Behörden sie kampflos an russische Truppen übergeben haben. Das Konzept 'Offene Stadt' ist eine Form gewaltfreier Strategie von Widerstand und wurde im 2. Weltkrieg in Paris angewandt. In Cherson haben sich Menschen ohne Waffen den Panzern entgegengestellt und sie haben in den Monaten danach auch durch gewaltlosen Widerstand effektiv und untereinander solidarisch auf die Besatzung reagiert".

Darüber hinaus gab es noch weitere Reden, welche auf die bereits von Dekanin Büttner genannten Aspekte eingingen, diese vertieften bzw. um neue erweiterten. Heike Hänsel (ehem. MdB für Die Linke) ging z.B. auf die Rolle des US-Militärkommandos EUCOM in Stuttgart ein, über das die Waffenlieferungen an die Ukraine abgewickelt werden und forderte vehement seine Schließung. Danach sprachen Vertreter und Vertreterinnen der Informationsstelle Militarisierung e.V. und lenkten die Aufmerksamkeit auch auf andere Krisenherde und hoben hervor, dass Antimilitarismus und Naturschutz nicht von einander zu trennen sind. Gisela Kehrer-Bleicher (DFG-VK) zeigte auf, dass Engpässe aufgrund der Sanktionen die einfachen Menschen treffen würden vor dem Militär.

Demoteilnehmende auf dem Marktplatz in Tübingen, 19.11.2022
Banner von der Initiative 'Kultur des Friedens'. Tübingen, 19.11.2022
Transparent von Teilnehmern. Tübingen, 19.11.2022
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