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Die Bergpredigt - der einzige Weg zum Frieden

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Bünde, 28.09.2022, 11:14 Uhr
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Straßenkunst: Graffiti zum Thema Frieden
Straßenkunst: Graffiti zum Thema Frieden  Bild: Annette Jones / pixabay.com

Bünde [ENA] Dr. Eugen Drewermann hielt am 7. September 2022 in Bünde einen sehr umfassenden und ergreifenden Vortrag mit dem Thema "Fürchtet euch nicht. Innerer und äußerer Frieden". Dabei ging er auf eine Vielzahl von Gründen ein, die zu Kriegen führen und arbeitete die Bergpredigt als Rettung heraus.

Eugen Drewermann, seines Zeichens Theologe, Psychotherapeut, Schriftsteller und Pazifist macht in seinem an Geistestiefe, Einfühlungsvermögen und Weisheit überragenden zweistündigen Vortrag die Einflüsse der biologischen, psychologischen, soziologischen, historischen und wirtschaftlichen Faktoren bei der Verursachung von Kriegen allgemein und des Ukraine-Krieges im Besonderen bewusst und entfaltet parallel dazu anhand seiner Deutung der Bergpredigt Jesu die These, dass es notwendigerweise die Bergpredigt sein muss, welche ganz im Sinne Gandhis, "der gesagt hat: 'Ich hab erlebt, dass die Bergpredigt politisch funktioniert.'" und "Es gibt zum Frieden keinen Weg. Der Friede selber ist der Weg.", Frieden bewirkt, weil Mittel und Ziel eins sind.

Beispielhaft folgen nun Auszüge zu zwei der mannigfaltigen Aspekte aus dem sehr hörenswerten Vortrag: "Jesus denkt ein Stück tiefer. Ich mache es einfach. Natürlich ist das, was Sie im Geldbeutel grade mit sich tragen, um nachher im Restaurant sich einen schönen Abend zu machen, das, was Sie wohl erworben haben. Sie können es sich leisten. Sie sind kein Hartz IV-Bezieher. Sie haben es regulär erarbeitet, regulär Ihre Steuern bezahlt. Es ist Ihr Eigentum wohl erworben. Bei dem, der auf der Straße sitzt, bei dem Hartz-IV-Bezieher, dem 'Sozialschmarotzer' ohne Beruf sieht das schon anders aus. Er hat keinen Schulabschluss, weil er nie ordentlich gelernt hat, weil er drogenabhängig wurde, weil er überall rumhängt, weil er keine Disziplin hat."

"Sie sind da ganz anders. Wie aber, wenn Sie nach dem Gehörten, mal über sich nachdenken. Klar, Sie haben ordentlich gearbeitet, Sie haben Geld verdient, Sie haben's gespart, Sie haben's nicht sinnlos ausgegeben! - Aber woher kommt das? Sie sind groß geworden in einer Biografie, die einigermaßen gradlinig verlaufen ist. Und so viel Sie dazu können, dass Sie ordentlich arbeiten, so wenig können Sie dafür, dass Sie ordentlich arbeiten können."

"Die Voraussetzungen haben Sie geschenkt bekommen! Sie sind gesund z. B., Ihr Verstand funktioniert ordentlich, Ihr Charakter wurde nicht verformt, sodern einigermaßen genormt und geprägt. Das sind die Bedingungen über die Sie nicht verfügen, mit denen Sie aber umgehen. Lauter Geschenke! Und was für ein Recht jetzt, über die Anderen zu urteilen, die das nicht geschenkt bekommen haben, sondern buchstäblich mit offener Hand auf der Straße sitzen? Jesus meint ganz simpel: Das, was wir haben, ist niemals Eigentum. Es ist ein Geschenk vom Himmel zum Weitergeben wie das Manna in der Wüste. Eigentlich gehört uns gar nichts!"

Auszug zu der Deutung über das Hinhalten der linken Wange: "Wie aber wir sähen mal in die Augen des Anderen und begriffen die Angst, die wir ihm machen, weil wir Angst vor ihm haben. Und wir kämen dahin, uns zu verständigen. Das eigentlich will Jesus sagen. Wir fühlen uns angegriffen, herausgefordert, aber will und meint der Andere wirklich, was er da getan hat?! Wir sprechen in der Psychotherapie oft von Übertragungen. Jemad ist wütend an einer Szene, die mit der Person, die grade attackiert wird, kaum etwas zu tun hat. Sie stammt aus ganz anderen Verhältnissen. Der Betreffende verwechselt seinen Partner, seine Frau z.B. mit der Mutter oder seinen Mann mit dem Vater oder dem älteren Bruder oder mit wem auch immer."

"Aus der Vergangenheit erlebt man den anderen mit mal als Gegener, fühlt sich von ihm bedroht, geht aggressiv auf ihn zu. Dann ist es jederzeit möglich genauso aggressiv zurückzuschlagen. Nur: Was ist dann gewonnen? Wir hätten schließlich den Siegfrieden - der Stärkere hat sich durchgesetzt. Er hat gezeigt, wer hier das Sagen hat. Dann haben wir den Krieg im Privaten. Immer die Durchsetzung des Stärkeren."

"Du musst versuchen, dich in die Seele des Anderen hinein zu versetzen und seine Angst zu begreifen. Von ihm her musst du denken. So wie du von dem am Boden Liegenden gedacht hast, wie du ihm helfen könntest, so musst du jetzt den in Angst Eingeschlossenen bis dahin verstehen, dass er aus dem Gefängnis seiner Furcht befreit wird. Wenn du dich nur durchsetzt, hast du dem Anderen lediglich bewiesen, dass er mit seiner Angst recht gehabt hat; nur dass du viel schlimmer bist, als er zu befürchten meinte. Du kannst ihn nur erlösen, wenn du Verständnis aufbringst sogar gegen die ungerechtfertigte Aggression. Wie ist es dahin gekommen? Wir erleben grade, wie man Konflikte nicht zu lösen versucht, sondern erneut mit Gewalt niederzuzwingen sucht."

Link zum vollständigen Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=oCLH9BZ22Kk

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